2002 kam Christina Zück mit dem Kunstpreis Villa Romana nach Florenz. Die Faszination, die Körperdarstellungen der Renaissance in den Uffizien auf sie ausüben, lassen sich den Fotografien der Bagnati direkt ablesen. Wie ein lebendig gewordener Michelangelo wirkt beispielsweise die Badestelle von Petriolo.
An der Felsküste südlich von Livorno beobachtet Christina Zück wie Italiener sich mit Vorliebe in Gruppen zusammenfinden. Cliquen, Gangs, Rotten, Schwärme, Horden, Herden – die Badenden scheinen animalischen Verhaltensmustern näher, als den Körperkonstruktionen einer ästhetisierenden Fotografie von H&M über Newton bis Mapplethorpe. Christina Zück übt nicht nur den dokumentarischen Blick. Ihre Bildsetzungen richten sich gegen eine Ökonomisierung des Körpers und liefern eine Neuinterpretation des Genres.
Seit Jahren beschäftigt sich die Fotografin auch mit Tierporträts in Zoos und in freier Wildbahn. Ebenso triebgesteuert wie Tiere gefallen sich die Badenden in Balz- und Dominanzritualen.
Häufig reagieren die Porträtierten auf den Fotoapparat, posieren, lachen und gucken zurück. Niemals nimmt Christina Zück die Pose des unsichtbaren Versuchsleiters ein, der »objektiven«, versteckten Kamera. Sie weiht ihre Versuchsobjekte ein und stellt ein Einverständnis her. Die Präsenz des Beobachters verändert das Experiment. »Das Leben als solches« lässt sich nicht dokumentieren. Das ist Fiktion. Medium und Produktionsprozess sind Protagonisten, die stets mitspielen, zeigte Dziga Vertov mit seinem Film Der Mann mit der Kamera schon 1929. Christina Zück, die Frau mit der Kamera, ist imaginär immer »mit im Bild«.
2 Wochen Urlaub ist der Auftakt zur Ausstellungsreihe starter, die junge Positionen im Projektraum vorstellt. Es handelt sich um die erste Einzelausstellung der Künstlerin in Berlin.
Dellbrügge & de Moll