Deutscher Künstlerbund e.V.

Venus Rebellion Collage © (im Uhrzeigersinn) Miriam Lenk, Annika van Vugt, Bea Emsbach, Fides Becker, Laura Baginski, Rokudenashiko, Annegret Soltau, 2025


25.04.2025 bis 18.07.2025
Ausstellung
Venus Rebellion

Laura Baginski | Fides Becker | Bea Emsbach | Miriam Lenk | Rokudenashiko | Annegret Soltau | Annika van Vugt

Eröffnung

Donnerstag, 24. April 2025 | 18 Uhr

Begrüßung
Philip Kojo Metz, Vorstand Deutscher Künstlerbund
Micha Klapp, Staatssekretärin für Arbeit und Gleichstellung Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung


Einführung

Katharina Schilling, Kunsthistorikerin und freie Kuratorin


Öffnungszeiten
Dienstag – Freitag | 14 – 18 Uhr

Gallery Weekend
Freitag, 02. Mai 2025 | 12 – 21 Uhr
Samstag, 03. Mai 2025 | 12 – 19 Uhr
Sonntag, 04. Mai 2025 | 12 – 17 Uhr



Über die Ausstellung
Zum 75-jährigen Jubiläum seiner Wiedergründung 1950 widmet sich der Deutsche Künstlerbund dem hochaktuellen Thema »Gleichstellung«. Den Auftakt bildet die Ausstellung der Künstlerinnengruppe »Venus Rebellion« mit provokativer, körperfokussierter Kunst. Die sieben Künstlerinnen aus drei Generationen eint die intensive Auseinandersetzung mit geschlechtlicher Identität und die Erforschung der komplexen, oft paradoxen Bedingungen des Weiblichen. Das Erleben des eigenen Körpers und die Suche nach einem selbstbestimmten, unverstellten Blick ziehen sich als zentrales Motiv durch ihre Werke.

Sie zeigen Bilder weiblicher Autonomie: von Lust und Schmerz, von Macht und Schöpferkraft, von Zärtlichkeit, Verbundenheit und Verlust, von Kreisläufen und Transformation. In einem breiten medialen Spektrum aus Zeichnung, Malerei, Skulptur, Fotografie, Video und Installation entsteht zwischen den für sich genommen sehr unterschiedlich wirkenden Arbeiten eine eindringliche, thematisch verdichtete Atmosphäre.

Im Angesicht dieser Fülle weiblicher Vielfalt und Heterogenität wird deutlich, wie sehr es immer noch an solchen weiblichen Perspektiven mangelt, gerade auch im Hinblick auf Geschlechtsteile wie Brüste oder Vulva. Wenn wir auf unsere abendländische Kulturgeschichte zurückblicken, so sehen wir Bilder von Frauen, die fast ausnahmslos von Männern gemacht wurden. Auch wenn in den letzten Jahren einiges in Bewegung geraten ist, steht unsere Wahrnehmung ungebrochen unter dem Einfluss einer jahrtausendealten, patriarchalen Tradition von Inbesitznahme und Tabuisierung des weiblichen Körpers sowie einer Vorstellung von Geschlecht, in welcher der Penis als zu huldigende Norm und die Vulva als verstörende und defizitäre Abweichung definiert werden. Dieser geschlechtsbezogene Verzerrungseffekt macht es bis heute vielen Frauen und weiblich gelesenen Personen schwer, sich positiv mit ihrem Körper zu identifizieren, ebenso erleichtert er die Ausübung von Unterdrückung und Gewalt über sie. Denn wer seinen Körper nicht kennt, nicht in ihm zuhause sein darf, kann sich schlechter selbst behaupten.

Hier offenbart sich auch die politische Brisanz von körperbezogener Kunst, wie sie von Venus Rebellion beim Deutschen Künstlerbund gezeigt wird. Denn im Erschaffen von autonomen Bildern des weiblichen Erlebens wird das Grundprinzip des binären Geschlechtsmodells, von dem sich männliche Überlegenheit nährt, ausgehebelt: jener Illusion, dass das weibliche Geschlecht und weibliche Lust nur passiv in Bezug auf das männliche Geschlechtexistieren würden. So lässt sich auch die Negation geschlechtlicher Vielfalt von rechts-konservativer Seite und deren immer massivere Bekämpfung feministischer und queerer Bewegungen verstehen, geht es hierbei doch um nichts weniger als um die Kontrolle von Sexualität und die Erhaltung patriarchaler Machstrukturen.

»Mit unserer Kunst möchten wir Menschen ansprechen, die außerhalb der gewohnten stereotypen Bildkultur nach positiven Selbstbildern und damit mehr Selbstannahme suchen, und dazu beitragen, dass weibliche Lebenswirklichkeiten in der allgemeinen Wahrnehmung präsent sind und anerkannt werden. Wir wollen zeigen, wie bedeutsam die existentielle und politische Selbstbestimmung über den eigenen Körper ist und welches Potential zu gesellschaftlicher Veränderung darin liegt.«

Wenn also ein entscheidender Faktor für tatsächliche Gleichstellung die Bilder sind, die es Frauen und Menschen abseits der männlichen Norm ermöglichen, ihre Körper zurückzuerobern, dann bieten die Künstlerinnen genau das: Visionäre Bildwelten, die mit Tabus brechen und die verborgene Matrix, nach der unsere Gesellschaft funktioniert, entlarven und überwinden können.

 

 

Über die Künstlerinnen

Die Bildhauerin Laura Baginski schafft figürliche Plastiken von großer sinnlicher Intensität, in denen explizite Darstellungen der Vulva und von autonomer weiblicher Lust, wie der Akt der Selbstbefriedigung, im Mittelpunktstehen. In ihrer Videoarbeit »Lustsubjekte« verschmelzen eine Vulva mit Naturaufnahmen zu assoziativen Bildern,die ein Verständnis von Lust als Triebkraft allen Lebens erahnen lassen.


In ihren illusionistischen Malereien lässt Fides Becker die Grenzen zwischen emotional aufgeladenen Dingen und zu Objekten umgedeuteten weiblichen Körperteilen verschwimmen. Ob leuchtende, entkörperlicht schwebende Brüste oder körperhaft schimmernde Polsterknöpfe: die unauflösbare Ambivalenz ihrer Bilder macht Bedeutung als ein dynamisches Konstrukt sichtbar.


Bea Emsbach begreift das Zeichnen als ein Ringen um die Bilder ihres Unbewussten. Ihre feinen, in Rot gehaltenen Aquarelle zeigen archaische, oft zweigeschlechtliche Figuren bei geheimnisvollen Interaktionen – beim Abstreifen ihres Geschlechts gleich einer alten Haut oder dem zaghaften Enthüllen desselben – als stille Begleiter jener fragilen Prozesse einer Identitätssuche.

Im Mittelpunkt von Miriam Lenks monumentalen Skulpturen aus weiblichen Körperfragmenten steht ein weiblicherArchetyp, groß und mächtig, befreit von jeglicher Disziplin, als Galionsfigur für alle, die das Gefühl haben, zu laut,
zu dick oder zu anders zu sein. Der Präsenz dieser raumgreifenden, bis zum Äußersten ausgereizten weiblichen Formen kann sich niemand entziehen.bund.


Rokudenashiko arbeitet mit ihrer poppigen Vulvakunst daran, vorherrschende Vorstellungen von weiblichen Genitalien auf den Kopf zu stellen. Ihren unfreiwilligen Erfolg beweist ihre Inhaftierung in Japan wegen der Veröffentlichung eines 3D-Scans ihrer Vulva. Mit ihrer neuen Arbeit KI-Muschi lädt sie dazu ein, mit einer KI-gesteuerten Plüschvulva über das weibliche Genital zu plaudern.


Durch die schonungslose Auseinandersetzung mit Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft ist Annegret Soltau mit ihren Fotoradierungen und -vernähungen als wichtige Vertreterin der Feministischen Avantgarde international bekannt. Die Fotoserie »Symbiose« zeigt sie selbst beim Stillen ihres Säuglings und – im etappenweisen Zerkratzen des Motivs – den Prozess des Selbstverlustes als Mutter.

In Annika van Vugts Malerei spürt man unmittelbar, dass sie die von ihr realistisch portraitierten Frauen kennt, mit ihnen in Beziehung steht. Insbesondere die intimen Erfahrungen ihrer Mutterschaft zeigen sich in den Selbstportraits und Portraits ihrer Kinder, Narben des Kaiserschnitts oder das Saugen an der Brust vermitteln intensive Eindrücke weiblicher Körperlichkeit.



Begleitveranstaltung


Ausstellungsgespräch mit Gästen
Freitag, 13. Juni 2025 | 19 Uhr

Gespräch der Künstlerinnen Laura Baginski, Fides Becker, Miriam Lenk und Annika van Vugt mit Dr. habil. Rosa von der Schulenburg (Kunsthistorikerin) und Hergen Wöbken (Institut für Strategieentwicklung IFSE)

Moderation: Britta Adler, Künstlerin und Kuratorin

Der Besuch der Veranstaltung ist kostenfrei.


Finanziert mit Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin


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