Ute Bartel, Kokon, 2018
© Ute Bartel/VG Bild-Kunst Bonn 2023
Isabel Kerkermeier, Bluff (bioluminiscent), 2023
© Isabel Kerkermeier
Ulrike Kessl, Dunkellampe, 2023
© Ulrike Kessl/VG Bild-Kunst Bonn 2023
Johannes Sandberger, Sinkende Waschmaschinen, 1999
© Johannes Sandberger/VG Bild-Kunst Bonn 2023
Begrüßung:
Sandra Becker, Vorstand Deutscher Künstlerbund
Einführung:
Ulrike Kessl, Kuratorin und Künstlerin
Johannes Sandberger, Künstler und Komponist
Die Gruppenausstellung »Wenn das Licht ausgeht« versammelt vier zeitgenössische künstlerische Positionen, die sich einem der dringlichsten Themen unserer Zeit widmen, der Energie- und Klimakrise. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht die untrennbare Verbindung von Mensch, Technik und Ökonomie.
Der Ausstellungstitel ist ambivalent und poetisch zugleich. Abhängig vom jeweiligen individuellen Ausgangspunkt löst »Wenn das Licht ausgeht« vielfältige Assoziationen aus, die unterschiedlich gedeutet werden können. Wenn das Licht ausgeht, befinden sich Menschen, Tier- und Pflanzenwelt im Dunkeln. Die Lichtverschmutzung ist eingedämmt, die Natur erholt sich, der Mensch profitiert. Langfristige Lösungen, wie die aktuelle Energiekrise und eine Klimawende nachhaltig und gerecht für alle gestaltet werden können, sind gefragt. Die Ausstellung »Wenn das Licht ausgeht« verhandelt Fragen zu unserem Umgang mit Ressourcen, ihrer Knappheit bzw. ihrem vermeintlichen Überfluss und bietet Raum für eine ästhetische wie politische Auseinandersetzung.
Ute Bartel setzt sich mit alltäglichen Objekten auseinander, die als massenproduzierte Güter so gut wie keine Aufmerksamkeit bekommen. Sie studiert die materiellen Eigenschaften von Trinkhalmen aus Plastik in ihrer Einfachheit und Komplexität gleichermaßen. Daraus schafft sie Arbeiten, deren biomorphe Formen an natürliche Phänomene wie etwa an die Metamorphosen erinnern. Zeitgleich verweist das künstlerische Material Plastik mahnend auf die Spuren unseres Anthropozäns, die wir überall hinterlassen.
Isabel Kerkermeier arbeitet mit Fundstücken. Im städtischen Umfeld sammelt sie ausgemustertes Mobiliar, entsorgte Werbeplanen und andere Materialien, die als Abfallprodukte einer auf Wachstum ausgerichteten Gesellschaft keinen Nutzen mehr bringen. Die Künstlerin transformiert diese Zeitspeicher, rückt sie von der Peripherie ins Zentrum. Ihre bearbeiteten Fundstücke reflektieren den kontinuierlichen Wandel, zeigen die ständig sich verändernden Parameter wie Herkunft und Wohlstand und befragen unseren Umgang mit Ressourcen.
Auch für die künstlerische Praxis von Ulrike Kessl ist die Frage nach dem Material zentral. Neue und gebrauchte Textilien spielen in ihrem Werk eine wesentliche Rolle bei der Verwandlung von Räumen. Was wäre, wenn Lampen das Licht einsaugen, anstatt es auszustrahlen? Könnten wir so die Lichtverschmutzung besser kontrollieren? Utopische, zum Teil dystopische Vorstellungen verdeutlichen, wie unterschiedlich die Phänomene Beleuchtung und Dunkelheit wahrgenommen und bewertet werden können.
Johannes Sandberger ist ein intermedialer arbeitender Künstler, der sich zwischen Musik und bildender Kunst bewegt. Er hat eine eigene Formensprache entwickelt, die sich oft in kleinformatigen, farbigen Holzskulpturen und in Zeichnungen ausdrückt. Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit Sinkende Waschmaschinen von 1999 nimmt inhaltlich Bezug zu Naturkatastrophen und zeichnet sich zugleich durch bewußten Einsatz von ressourcensparenden Materialien aus. Zugleich zeigt sie, dass sich der Künstler schon vor mehr als 20 Jahren mit Thematiken rund um den Klimawandel auseinander gesetzt hat. Im Rahmen der Finissage am 29. Juni wird seine zur Ausstellung gleichnamige Komposition uraufgeführt sowie ein Zyklus aus dem Jahr 2021 für Violoncello und Akkordeon gespielt.
Die Ausstellung »Wenn das Licht ausgeht« ist auch der Versuch sich im Rahmen einer nachhaltigeren Ausstellungspraxis zu verorten. Neben der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Klimakrise versuchen wir auch als Institution unser Handeln wirksamer auszurichten.
Kuratiert von Ulrike Kessl
Projektkoordination: Sigrid Melchior
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