Outwardly from Earth's Center, 2006
Filmstill
Outwardly from Earth's Center, 2006
Filmstill
Die Handlungen ihrer Geschichten entwickeln sich an den feinen Nahtstellen der Konstruktionen von fiktiven und authentischen Wirklichkeiten. Die Spannung von Dauer und Moment, von gedehnter Zeit und dem einmaligen Augenblick. Die aufgereihten Ereignisse und minimalen Sensationen bilden die imaginären Bahnen ihres Netzwerkes. Räume, in denen das Unwahrscheinliche und das Unmögliche temporär sich entfalten können. Die Themen bewegen sich in dem Kräfteverhältnis zwischen Andersartigkeit und dem Verständnis von Realität.
Filmprojektoren werden oft nicht als vereinheitlichende Bildmaschinen benutzt. Rosa Barba interveniert in die Leerstellen zwischen den Bilderfolgen. So wird die Illusion der Kontinuität durch Verzögerungen, Beschleunigungen oder auch den abrupten Stillstand rückgängig gemacht. Es entstehen »Piratenräume«, wie ihre Installation aus dem Jahr 2002 heißt. Das sind Räume, in denen sich das Unwahrscheinliche und das Unmögliche temporär entfalten können. Und in denen man Zeit gewinnt, weil sie einer zeichnerischen und musikalischen Struktur verpflichtet sind.
In »Machine Vision Seekers« (2003) ist die Handlung eine Art Science Fiction Geschichte einer Emigration, die sich komplett im Dunkeln abspielt. Eine Gruppe von Menschen tastet sich durch einen unbeleuchteten Korridor unterhalb der Erde, um den Startpunkt ihrer Abreise zu finden. Der Text spielt mit der Visualisierung von Begriffen und Gedanken in einer unsichtbaren Umgebung. Mit Hilfe eines bewegten Filmprojektors, werden die Wörter mit überraschenden Bewegungen an die Wand geworfen. »Parachutable« (2004) zeigt ein fast unsichtbares architektonisches Modell innerhalb einer Landschaft und wir hören einem Gedankengang über die Möglichkeit des Verschwindens zu.
Im Projektraum des Deutschen Künstlerbundes zeigt Rosa Barba ihren neuen Film »Outwardly from Earth’s Center«. Dieser wurde im Winter 2006 im Rahmen einer Residenz am Baltic Art Center Visby, Schweden realisiert. Der Film handelt von einer Gesellschaft, die auf einem haltlosen Stück Land lebt, welches langsam zu verschwinden droht. Die Situation zwingt die Bewohner des Landes zu einer gemeinschaftlichen Initiative, um das Überleben des Einzelnen und den Erhalt der Gesellschaft sowie auch die Identität der Insel zu sichern. Tatsächlich driftet die schwedische Insel Gotska Sandön jährlich um ca. einen Meter. Die fiktiven Ausführungen einiger Experten untermauern die surrealistische Atmosphäre des Films, der auf eindringliche und geheimnisvolle Weise den anfänglichen Eindruck einer liebevollen Dokumentation umkippen lässt, um ein abstraktes und absurdes Bild des Menschen zu entfalten. Die Insel wird zum Synonym einer Idee.
Rosa Barba, 1972 geboren, studierte zunächst an der Kunsthochschule für Medien in Köln und schloss ihr Studium dort im Jahr 2000 ab. 2003/2004 besuchte sie die Rijksakademie van Beeldenden Kunsten in Amsterdam.
Am 8. Februar 2006 hat die Jury der Stiftung Kunstfonds den mit 25.000 Euro dotierten »HAP Grieshaber Preis der VG BILD-KUNST« der in Köln und Amsterdam lebenden Künstlerin Rosa Barba für besonders herausragende künstlerische Leistungen zugesprochen.
Die Fördergelder des »HAP Grieshaber Preis der VG BILD-KUNST« stellt das Kulturwerk der VG BILD-KUNST aus den Mitteln zur Verfügung, die es aus den in den Verteilungsplänen vorgesehenen Einbehalten bei der Auszahlung von Urheberrechtsvergütungen der VG BILD-KUNST erhält.
VG Bild-Kunst und Stiftung Kunstfonds
in Kooperation mit dem Deutschen Künstlerbund