Ehrenpräsident des Deutschen Künstlerbundes
»Kunst gehört zum menschlichen Leben«
Grußwort von Bundespräsident a.D. Horst Köhler aus Anlass des Festaktes zur Übernahme der Ehrenpräsidentschaft über den Deutschen Künstlerbund
02.02.2009
Berlin
Sehr geehrter Herr Professor Staeck, sehr geehrter Herr Zeidler, meine sehr geehrte Damen und Herren, heute begrüße ich Sie nicht nur als Bundespräsident, sondern auch und zum ersten Mal als Ehrenpräsident des Deutschen Künstlerbundes.
Sehr gerne hätte ich heute hier auch den bisherigen langjährigen Ehrenpräsidenten des Deutschen Künstlerbundes, Herrn Bundespräsidenten a. D. Walter Scheel, begrüßt. Wie Sie vielleicht wissen, hat sich Herr Scheel Bad Krozingen zum Alterssitz gewählt. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er leider heute die Reise nach Berlin nicht auf sich nehmen. Er hat mich gebeten, Ihnen allen seine besten Grüße auszurichten. Das tue ich sehr gerne.
Dass Bundespräsident Scheel den Künsten sehr gewogen ist, beweist nicht nur seine Ehrenpräsidentschaft über den Deutschen Künstlerbund, die er seit 1980 und damit seit fast 30 Jahren inne hatte. Er war auch Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Sprache und Dichtung und Verwaltungsratsvorsitzender des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Lassen Sie mich also die Gelegenheit nutzen, um Herrn Scheel für sein langjähriges und vielseitiges Engagement um die Künste meinen Dank auszusprechen.
Ich gestehe, es hat mich überrascht und gefreut, als Herr Scheel vor über einem Jahr auf mich zukam und mich bat, die Ehrenpräsidentschaft über den Deutschen Künstlerbund zu übernehmen. Eine ehrenvolle Aufgabe, die ich auch deshalb gerne übernommen habe, weil Kunst für mich etwas ganz besonderes ist.
Kunst existiert, seitdem es menschliches Denken, seitdem es menschliches Bewusstsein gibt. Kunst gehört also von jeher zum menschlichen Leben untrennbar dazu. Und dies, obwohl es sich bei der Kunst — ich zitiere aus einem Lexikon — "um Verrichtungen oder Darstellungen handelt, die keinen unmittelbaren Nutzen zur Lebenserhaltung erkennen lassen". Kunst — ein Luxus? Offensichtlich nicht! Kunst entspringt einem grundlegenden Bedürfnis des Menschen, sich auch mit den Dingen zu befassen, die sich eben nicht mit dem Maßstab des unmittelbar Nutzbringenden messen lassen. Oder, um es mit den Worten Loriots auszudrücken: Ein Leben ohne Kunst ist vielleicht möglich, aber nur halb so schön.
Als Ehrenpräsident des Deutschen Künstlerbundes befinde ich mich in bester Gesellschaft. Vor Walter Scheel hatte einst auch Theodor Heuss dieses Amt inne. Dass auch ihm die Kunst und insbesondere die Situation älterer Künstler sehr am Herzen lagen, hatte eine Folge, die bis heute trägt: Theodor Heuss hat die Deutsche Künstlerhilfe des Bundespräsidenten ins Leben gerufen, die seit mehr als 50 Jahren verdiente bedürftige Kunstschaffende finanziell unterstützt. Damals war diese Hilfe für manche überlebenswichtig, war sie doch oft die einzige finanzielle Unterstützung, die es gab. Die Künstlersozialkasse existierte ja noch nicht. Sie wurde erst in den achtziger Jahren gegründet. Daran wiederum hatte der Deutsche Künstlerbund einen maßgeblichen Anteil. Und auch Bundespräsident a. D. Scheel erwies sich einmal mehr als ein an den Künsten und den Künstlern interessierter und kompetenter Befürworter der Künstlersozialkasse.
Über die Geschichte, die Besonderheiten und das aktuelle Engagement des Deutschen Künstlerbundes brauche ich hier nichts zu sagen. Damit würde ich gewiss nur Herrn Zeidler vorgreifen.
Nur Eines noch: Es gibt eine Leistung des Deutschen Künstlerbundes — und hier spreche ich bewusst von "Leistung" —, die wie keine andere für den Künstlerbund steht, die wie keine andere die Wahrnehmung des Künstlerbundes in der Öffentlichkeit geprägt hat: Ich spreche von den Jahresausstellungen, die der Deutsche Künstlerbund über fast ein halbes Jahrhundert hinweg ausgerichtet hat. Und nun höre ich mit Freude, dass es Überlegungen gibt, diese regelmäßigen Ausstellungen zwar nicht jährlich wie früher, aber doch immerhin in zeitlichen Abständen wieder aufzunehmen. Ich fände es gut, wenn es — neben all den Aufgaben, denen sich der Künstlerbund heute und in Zukunft widmen muss — gelänge, an diese schöne Tradition anzuknüpfen.
Auch in diesem Sinne wünsche ich dem Deutschen Künstlerbund eine gute Zukunft. Und als sein Ehrenpräsident will ich das Meine gerne dazu beitragen. Vielen Dank!