Deutscher Künstlerbund e.V.
 

Deutscher Künstlerbund
Tradition und Zukunft

Der Deutsche Künstlerbund wurde Anfang des letzten Jahrhunderts auf Initiative des Kunstförderers Harry Graf Kessler von Lovis Corinth, Max Klinger, Alfred Lichtwark, Max Liebermann u. a. gegründet. Damit konstituierte sich zum ersten Mal ein überregionaler Verband, der über die bisher bestehenden Secessionen hinaus ging. Motivation war zunächst das gemeinsame Vorgehen gegen die Bevormundung durch den staatlichen Kunstbetrieb und zwar mit dem Ziel, die Freiheit der Kunst zu sichern, verschiedenen Strömungen der Kunst ein Forum zu geben und junge Künstler zu fördern.

Dieser Absicht wurde mit jährlich in wechselnden Städten Deutschlands und teilweise auch im Ausland stattfindenden »Jahresausstellungen« Rechnung getragen. Im Jahre 1905 veranstaltete der Deutsche Künstlerbund zur Einweihung der Räume des neuen Ausstellungshauses der Berliner Secession seine erste »eigene« Ausstellung, »eine umfassende Generalrevue über die vorhandenen deutschen Kräfte modernen Gepräges […]«, wie es in einer zeitgenössischen Kritik der Kunstchronik heißt.

Bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten und der vorangegangenen Schließung der Ausstellung in Hamburg 1936 wurde in mehr als 20 Ausstellungen ein bemerkenswertes Spektrum mit hohem künstlerischem Niveau einem großen Publikum zugänglich gemacht. Fast alle Künstler, die in der deutschen Kunst in den ersten drei Dezennien Rang und Namen hatten, waren im Deutschen Künstlerbund integriert und nutzten die Plattform fernab jeglicher staatlicher Einmischung zur Entfaltung ihrer künstlerischen Ideen. Der Aufschwung und der Durchbruch der Moderne in Deutschland ist eng an die Geschichte des Deutschen Künstlerbundes geknüpft. Auch die 1905 durch Max Klinger im Auftrag des Deutschen Künstlerbundes erworbene Villa Romana in Florenz als Stätte der Kunst legt Zeugnis von dem großen kulturpolitischen Engagement des Deutschen Künstlerbundes ab.

1950 waren es einige ehemalige Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes wie Karl Hofer, Willi Baumeister, Karl Hartung und Karl Schmidt-Rottluff, die ihn in Berlin wiederbegründeten. Sie knüpften an die Tradition einer unterbrochenen Moderne an, besannen sich auf die Vorsätze aus den Gründungsjahren und setzten sich wieder für die Freiheit der Kunst ein. Nicht nur mit der Fortführung der jährlich wiederkehrenden Ausstellungen, sondern auch mit zahlreichen kulturpolitischen Initiativen griffen sie in das kulturelle und politische Leben Nachkriegsdeutschlands ein und das gilt bis zum heutigen Tage.

Der Deutsche Künstlerbund gehört zu den Gründungsmitgliedern des Kunstfonds, der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst, der Privatinitiative Kunst (PIK), der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK) und der Sektion Bildende Kunst im Deutschen Kulturrat. Er ist förderndes Mitglied der Villa Romana in Florenz. Er war maßgeblich an der Neuregelung für das Künstlersozialversicherungsgesetz und an der Ausarbeitung des Nutzungsrechts von Kunstwerken beteiligt.

Bereits 1974 wurde ein Ausstellungshonorar für die in seinen Ausstellungen vertretenen Künstler*innen eingeführt. Auf Anregung des damaligen Vorsitzenden Georg Meistermann wurde die Sammlung des Bundes gegründet, die der Künstlerförderung und der staatlichen Repräsentation im öffentlichen Raum dient. Im Rahmen der Diskussion über die Errichtung einer Deutschen Nationalstiftung veranstaltete der Deutsche Künstlerbund 1978 ein Kolloquium, dessen Ergebnisse die Konzeption und Errichtung der Kunst- und Ausstellungshalle des Bundes zur Folge hatten. Aber auch mit seinen großen Jahresausstellungen bot der Deutsche Künstlerbund, der 1990 als erste Institution eine Sonderschau von Künstlern der DDR zeigte, vielen Künstlern ein Podium. 2003 feierte der Deutsche Künstlerbund sein 100-jähriges Bestehen als eine der ältesten und renommiertesten Künstlervereinigungen in Europa.

Derzeit gehören dem Deutschen Künstlerbund rund 820 bildende Künstler*innen an, was ihn einzigartig in seiner Zusammensetzung und Bedeutung für den Dialog zwischen Künstlern und Öffentlichkeit macht. Durch die aktive Mitarbeit in Auswahlgremien, Kuratorien und Ausschüssen, die beratend an der Erarbeitung gesetzgebender Regelungen beteiligt sind, vertritt der Deutsche Künstlerbund die Interessen einer großen Anzahl in Deutschland arbeitender Künstler*innen. So hat er einen Sitz im Sachverständigenkreis für Kunst am Bau beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, ist Mitglied der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel sowie der Sektion Bildende Kunst im Deutschen Kulturrat, um nur einige zu nennen.

Neben diesem Engagement in aktuellen kulturpolitischen Debatten steht das Interesse an den künstlerischen Arbeiten der Mitglieder sowie der gemeinsame Austausch durch Ateliergespräche und Diskussionen im Vordergrund. Zahlreiche Veranstaltungen in dem seit 2001 initiierten Projektraum in Berlin, zu denen sowohl Mitglieder als auch internationale Gäste eingeladen werden, belegen dieses Engagement. Aber auch landesweit veranstaltet der Deutsche Künstlerbund Ausstellungen, Symposien und Kolloquien zu aktuellen Themen.

Kunstbegriffe und künstlerische Ausdrucksmittel befinden sich in einem ständigen Wandel. Der Facettenreichtum künstlerischen Tätigseins reicht von der traditionellen skulpturalen oder malerischen Äußerung über kontext-bezogenes Arbeiten bis hin zu einer Handlungskunst, die kommunikative Prozesse anregt und begleitet. Künstler*innen setzen sich mit großer Kreativität mit aktuellen Themen der Zeit und dem gesellschaftlichen Wandel und seinen Folgen auseinander – sie gestalten Gesellschaft wesentlich mit.

Die Position des Deutschen Künstlerbundes als inhaltliche Vertretung und unabhängige Stimme der aktiv arbeitenden zeitgenössischen Künstler*innen zwischen Markt und Museum ist damit heute wichtiger denn je.